“Die Mühlen stellen ein Erbe unserer oberschwäbischen Region dar.
Diese vor dem Verwaisen und dem Verfall zu bewahren bedarf eines
langjährigen, unablässigen und unermüdlichen Engagements.“
Elisabeth Jeggle, Europaabgeordnete und Schirmherrin der Mühlenstraße
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Aufnahme des Müllerhandwerks zum UNESCO Kulturerbe

Mittwoch, 19 Dezember 2018.

Link zum Pressebericht der UNESCO

 

Artikel der Schwäbischen Zeitung vom 18.12.2018

Tannheim - Die Liste des Unesco-Kulturerbes ist seit vergangener Woche um 18 Kulturformen reicher. Als sogenanntes Immaterielles Kulturerbe wurde auch die Handwerksmüllerei aufgenommen. Den Antrag dazu hatte die Müllergilde gestellt, eine Interessengemeinschaft für das traditionelle Müllerhandwerk und historische Mühlen. Der Tannheimer Gerd Graf ist Mitglied dieser Gilde – als Einziger in Süddeutschland. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Müllerhandwerk zu bewahren.“ Die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes soll ihren Teil dazu beitragen. „Natürlich hat diese Auszeichnung nur einen ideellen Wert, sie unterstreicht aber die Wertigkeit unseres Handwerks“, so Graf.

In der fünften Generation betreibt Gerd Graf die Dinkelmühle in Tannheim. Ein reiner Familienbetrieb, dessen Ursprünge mehr als 900 Jahre zurückreichen. Um 1100 wird die Mühle erstmals erwähnt, das heutige Mühlengebäude wurde vor rund 400 Jahren von Mönchen des Klosters Ochsenhausen gebaut. Damals wie heute wird die Mühle durch die Wasserkraft des Mühlbachs angetrieben. Allein diese Zahlen lassen erahnen, weshalb dieses Handwerk nun Kulturerbe ist. In einem gemeinsamen Schreiben der Deutschen Unesco-Kommission und der Kultusministerkonferenz heißt es dazu: „Das Expertenkomitee würdigt die Handwerksmüllerei in Wind- oder Wassermühlen als wichtigen Beitrag zur Erhaltung des traditionellen Müllerhandwerks. Die Maßnahmen zur Vermittlung des Handwerks und der damit verbundenen vor- und frühindustriellen mühlentechnischen Kenntnisse sowie Erfahrungswerte überzeugen.“

Eine Auszeichnung, die Gerd Graf durchaus etwas bedeutet. Vor allem deshalb, weil er hofft, dass der Beruf des Müllers nicht ganz in Vergessenheit gerät. Ein Ansinnen, das den Tannheimer schon seit Jahren antreibt. Stichwort Imagepflege. „Ich bin der Meinung, dass wir nach wie vor eine sehr wichtige Arbeit machen“, sagt Graf. Gemeinsam mit Lutz Herbst hat er vor 15 Jahren die Mühlenstraße Oberschwaben ins Leben gerufen, er bietet Führungen durch seine Mühle an, erklärt Groß und Klein, wie die Müller seit Jahrhunderten arbeiten, gibt sein Wissen über Wasserräder weiter. „Ich versuche die Leute wachzurütteln und zu sagen: Passt auf, wir bewahren dieses ursprüngliche Handwerk, es ist immer noch da. Aber das alles könnte es bereits in einigen Jahren nicht mehr geben.“ Denn nach Angaben der Müllergilde werden bundesweit noch etwa 50 Mühlen von Wind- oder Wasserkraft angetrieben – einst waren es rund 50 000. „Das traditionelle Müllerhandwerk hängt am seidenen Faden“, sagt Gerd Graf, schließlich sei „Mühle nicht gleich Mühle.“ Er arbeite nach wie vor mit Mühlsteinen, was heute fast keiner mehr mache. 

 Für den Tannheimer Müller ist die Kulturerbe-Auszeichnung deshalb ein „Weckruf“ zu richtigen Zeit. „Vielleicht erfahren wir dadurch wieder etwas mehr Wertschätzung.“ Auch die Müllergilde bringt in einer Pressemitteilung die Hoffnung zum Ausdruck, dass durch den Kulturerbe-Status „Respekt und Wertschätzung“ gegenüber der Handwerksmüllerei gefördert werden. Weiter heißt es: „Insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels ist die Bewahrung traditioneller und zugleich zeitgenössischer kultureller Ausdrucksformen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.“ Gerd Graf trägt seinen Teil dazu mit Sicherheit bei.

INFO: Das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes zeigt nach Angaben der deutschen Unesco-Kommission exemplarisch, welche lebendigen kulturellen Traditionen und Ausdrucksformen in Deutschland praktiziert und weitergegeben werden. „Es würdigt kreative und inklusive Immaterielle Kulturformen und deren reichen Schatz an Erfahrungswissen“, so die Kommission. Immaterielles Kulturerbe werde durch das Engagement seiner Trägergemeinschaften lebendig gehalten, weitergegeben und weiterentwickelt. „Träger immateriellen Kulturerbes wenden ihr Wissen und Können praktisch an und geben es von Generation zu Generation weiter.“

Autor: Tobias Rehm

 

 

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Mühlbergstr. 10
D - 88459 Tannheim
Telefon: 08395 - 12 09
Internet: www.dinkelmuehle-graf.de
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