Ein Wasserrad fürs Schulzentrum Ochsenhausen
Ein Wasserrad fürs Schulzentrum Ochsenhausen
Schüler und Lehrer des Gymnasiums Ochsenhausen stellen das Projekt vor - Kosten von rund 55 000 Euro
Von Tobias Rehm
„Die Schüler sollen begreifen, wie man aus Wasser Energie gewinnen kann." Lehrerin Nadja Titze
OCHSENHAUSEN - Das Gymnasium Ochsenhausen plant auf dem Schulgelände den Bau eines Wasserrads. Seit einem Jahr gibt es die Wasserrad-AG an der Schule, nach diversen Planungen, Berechnungen und Vermessungen geht es nun an die Umsetzung. 55 000 Euro soll das Anschauungs-, Lehr- und Prestigeobjekt kosten. Schüler und Lehrer waren diese Woche in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik zu Gast, um das außergewöhnliche Projekt vorzustellen und um finanzielle Unterstützung seitens der Stadt zu bitten.
Ins Rollen gebracht wurde das Ganze von Gerd Graf, Inhaber der Dinkelmühle Graf in Tannheim. Er wollte wissen, warum das viele Wasser, das am Schulzentrum den Bach herunterfließt , nicht genutzt wird. Aus diesem Denkanstoß heraus wurde die Wasserrad-AG im Schuljahr 2014/15 gegründet. Da eine solche Arbeitsgemeinschaft nicht alltäglich ist, holte sich das Gymnasium Unterstützung: vom Schüler-Forschungs-Zentrum, von der Hochschule Biberach, von Gerd Graf sowie von Walter Tagmann, einem Wasserradbauer.
Holz kommt nicht infrage
„Die Schüler sollen begreifen, wie man aus Wasser Energie gewinnen kann", sagt Nadja Titze, die betreuende Lehrerin. So fingen die Schüler an Modellwasserräder zu bauen, sie prüften, welcher Standort am bes ten ist und welche Menge Wasser in der Regel den Bach hinunterfließt. Das Wasserrad soll aus Stahl gebaut werden, wie Walter Tagmann erläuterte. Holz wäre nicht billiger und zudem deutlich wartungsintensiver. „Ein Wasserrad aus Holz hat eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren, länger hält das nicht. Ein Wasserrad aus Stahl hingegen wird einige von uns überleben", erklärte er den Gemeinderäten. Die gewonnene Energie soll natürlich auch genutzt werden - am besten gleich vor Ort. So soll ein Teil des schulischen Stromverbrauchs durch das Wasserrad gedeckt werden. Pro Jahr, erklärte Nadja Titze, könnten rund 2800 Euro Stromkosten eingespart werden. Neben diesem Aspekt hob Titze auch hervor, dass die Schüler nicht nur am Bau beteiligt sind, sondern das Wasserrad als Lehrobjekt auch in den Unterricht mit eingebunden werden soll. „Eine absolut runde Sache", lobte Bürgermeister Andreas Denzel das Projekt. „Meinen höchsten Respekt. Alles wurde bis ins letzte Detail ausgearbeitet."
Dazu gehört auch eine erste Kostenberechnung, die von rund 55 000 Euro ausgeht. 500 Euro erhält die Schule von „energy@school" - einer Initiative der Stiftung Kulturelle Jugendarbeit, des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg und der EnBW.Große Hoffnungen werden zudem in den mit 100 000 US-Dollar dotierten „Zayed Future Energy Prize 2016" gesetzt, zu dessen Verleihung das Ochsenhauser Gymnasium am 18. Januar nach Abu Dhabi eingeladen ist. Weiteres Geld soll durch Spenden örtlicher Unternehmen gesammelt werden, auch Crowdfunding ist angedacht.
Nichtsdestotrotz ist das Gymnasium auf die Unterstützung der Stadt Ochsenhausen angewiesen. 30000 Euro, so der Vorschlag, sollen zur Verfügung gestellt werden. Die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Technik entschieden sich einstimmig dafür, dass über diesen Wunsch bei den Besprechungen des Haushalts 2016 beraten werden soll.
Das Gremium fand ausschließlich lobende Wort für das Projekt. Stellvertretend sagte Karl Wohnhas zu Nadja Titze: „Ein großes Kompliment an Sie und Ihre Schüler."
Schüler des Gymnasiums Ochsenhausen präsentieren dem Ausschuss für Umwelt und Technik, wie das geplante Wasserrad - hier im Maßstab 1:25 - funktionieren soll. sz-foto: tobias rehm
Schwäbischen Zeitung, 29.10.2015